Circa 25 Neonazis sind dem Aufruf von „NS Waren“ und „Aktionsgruppe Freundeskreis MuP“ für ein „Heldengedenken“ am Sonnabend, den 12. November 2016, nach Waren/Müritz gefolgt. Mit Fackeln, Grablichtern und zwei Trauerkränzen ausgestattet, trottete der Schweigemarsch vom Marktplatz über die Lange Straße zum Gedenkstein in die Kietzstraße direkt an der Müritz. Während der angemeldeten Versammlung haben sich die Teilnehmenden zum Teil vermummt.
Wie der Nordkurier fälschlicher- und beschämenderweise berichtete, zog der Tross angeblich zum Gedenkstein für die Opfer des Faschismus. Tatsächlich war der Endpunkt der rechten Demonstration und damit der Ort der Kranzniederlegung der Gedenkstein für die gefallenen Soldat_innen der beiden Weltkriege. Dass Menschen, die ein Banner mit der Aufschrift „Opa war in Ordnung! Unsere Großväter waren keine Verbrecher!“ am Mahnmal für die Opfer des Faschismus Gestecke und Kränze niederlegen würden, scheint nicht nur zweifelhaft, sondern wäre auch ein Skandal und Pietätlosigkeit sondergleichen.
Nicht nur also, dass der Nordkurier den Neonazis unterstellt, sie würden am Abend vor dem Volkstrauertag den Opfern des Faschismus gedenken, so schreibt die lokale Tageszeitung auch über angeblich brenzliche Situationen in der Warener Kietzstraße. Hier versammelten sich in unmittelbarer Nähe circa 30 Antifaschist_innen unter dem Motto „Unsere Held_innen sind Antifaschist_innen!“ und machten unter anderem auf die über 200 im KZ Waren-Retzow ermorderten Widerstandskämpfer_innen gegen den Faschismus aufmerksam. Während die 25 Neonazis auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor sich hin schwiegen, wurde zeitgleich ein Redebeitrag zur Erinnerung, Mahnung und Gedenken an die unmittelbar nach der Pogromnacht aus Waren geflohenen Jüd_innen gehalten – dabei wurden auch die Namen der geflohenen Familien verlesen:
- Familie Aronheim
- Familie Baruch
- Familie Hess
- Familie Hirsch
- Familie Jacob
- Familie Leopold
- Familie Loewenberg
Waren/Müritz wird nach wie vor ein Aktionsfeld für alle Antifaschist_innen in Mecklenburg-Vorpommern bleiben: Über Jahre hinweg konnte sich dort eine rechte Rückzugsstruktur aufbauen – die die Kleinstadt an der Müritz hat ein Problem mit Neonazis. Seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen die Neonazi-Bedrohung zum Bröckeln zu bringen. Wir bleiben weiterhin an der Seite unserer Genoss_innen aus Waren und immer wieder Interventionen vor Ort unterstützen. Es gibt kein ruhiges Hinterland!